Silvretta, Zillertal, Kitzsteinhorn und Kaunertal – vier traditionsreiche Wintersportorte wurden bislang vom Ski Club Mount Lohr besucht. Alle vier für sich genommen eine atemberaubende Erfahrung, aber doch nur ein Schritt auf dem langen, steinigen Weg der Vorbereitung. Das Ziel: Eine Top-Performance bei einem der größten Monumente des alpinen Skisports, auf der Kitzbüheler Streif.
„Go Big or Go Home“ – unter diesem Motto machte sich die Rekordteilnehmerzahl von 43 Alpinisten am frühen Donnerstagnachmittag (10.03.2016) auf den Weg zur wohl schwersten Herausforderung ihres Sportlerlebens. Die Fokussierung auf das lang erwartete und nun so kurz bevorstehende Ziel war allen anzumerken. Auf die sonst obligatorische Partymusik wurde auf Anweisung der Teamführung verzichtet.
Um die durchtrainierten Sportlerkörper in den letzten Stunden vor der Abfahrt perfekt zu unterstützen, wurden vom Ärzte und Sanitäterstab hopfenhaltige isotonische Getränke gereicht, die reißenden Absatz fanden.
Mit optimal auf den Sportlerorganismus ausgerichteter Ernährung startete dann auch der Freitag im Hause Noichl. Mit den letzten warmen, aufmunternden Worten vom lebensfrohen, redseligen Herbergsvater machten sich die besten Skifahrer und Boarder der Olympia-Region Rhein-Main auf zur Streckenbesichtigung.
Bei vereinzelten Sonnenstrahlen eroberten die Hessen im Handumdrehen das zuvor von englischsprachigen Ski-Exoten gehaltene Gebiet zwischen Kitzalm und Hahnenkamm. Die optische Brillanz akkurater Hüftschwünge verbunden mit absoluten Fabelzeiten sorgten für große Sorgenfalten bei der internationalen Konkurrenz. Nur ein Mann konnte die Phalanx der Frankfurter aufbrechen: Niels „The Flying Dutchman“ Borst. Der furchtlose Holländer, der schon auf den Pisten des Kaunertals im Trikot des Ski Club Mount Lohr unterwegs war, wurde folglich sofort von der Koniklijke Nederlandse Ski Vereniging losgeeist und mit einem Rentenvertrag beim beliebtesten Frankfurter Ski Club ausgestattet. Mit großem Elan startete er umgehend mit der Ausbildung der „Lohrbärchen“, jener Gruppe hoffnungsvoller NachwuchsfahrerInnen, die er auch fortan als Head of Coaching betreuen wird.
Mit dem Gefühl spielerischer Dominanz im Rücken, gönnte sich die erfolgsverwöhnte Frankfurter Truppe am Nachmittag einen redlich verdienten Entspannungstee bei den bekannten Verwöhntempeln im Zielbereich. Auch zurück in der Herberge wurde Regeneration groß geschrieben: Mit einem reduzierten Menü wusste der spaßige Hausherr eine drohende Übersättigung der Sportler vorzubeugen, die anschließend unter großem Jubel von der Teamleitung einen freien Abend zugestanden bekamen. Die Skier und Boards wurden nun auch mental in die Ecke gestellt, der Kopf bei der amüsanten Spiele-Olympiade des Mentalcoaches Carim frei gemacht für den bevorstehenden Wettkampf.
„Welche Marter, welche Pein“ dichtete schon Mozart und muss dabei wohl an die nebelverhangenen Berge Kitzbühels gedacht haben, die ein sportliches Kräftemessen zwangsläufig zur Farce verkommen lassen mussten. Bei einer Sichtweite von teils unter 20 Metern wurde das Rennen auch mehrmals verschoben, um dann unter großem Protest – einige Sportler blieben vormittags gleich ganz in der Unterkunft! – gegen jede Vernunft vom diktatorischen FIS-Rennleiter Walter Hofer durchgepeitscht zu werden. Über den Ausgang der Rutschpartie soll aus Fairnessgründen der Mantel des Schweigens gehängt werden, allein der Parforce-Ritt des drahtigen Patrick soll nicht unerwähnt bleiben. Ein Mann, für den 70% Gefälle noch 20 zu wenig sind, hat eine große Zukunft vor sich.
“Kitzbühel is the ultimate test of strength and courage in skiing.“ Erik Guay, Kanada. Abfahrtsweltmeister 2011.Vom wieder einmal beeindruckend abgeklärten Busfahrer Viktor, einem Mann, dessen Humor so trocken ist, wie die russische Tundra bei Novokuznetsk, wurden die müden Helden am Abend zur legendären Jochberger Weißwurstparty kutschiert. Das traditionelle Ende des Weltcupwochenendes brachte so manch verborgenes Tanztalent zum Vorschein, weshalb die Gründung einer Tanzsparte vom Vorstand außerordentlich begrüßt wird. Am Sonntag begnügten sich die Flachland-Alpinisten bei deutlich besseren Bedingungen damit, die neuen Prototypen für die kommende Saison zu testen und sich die Krämpfe von fast fünf anstrengenden Saisonmonaten aus den Beinen zu fahren. Erschöpft und zufrieden räumten die Menschen, denen ein paar Bretter die Welt bedeuten, ihr Hab und Gut ein letztes Mal in Viktors Bus. Ein letztes Mal mit der Hand durch den schmelzenden Schnee fahren, ein letzter Blick auf den Zielhang und schon ist auch dieser epische Winter Geschichte. Doch wie sagte einst einer der bekanntesten Söhne Tirols, der Mann, dessen Nickname stets „Terminator“ war? „I’ll be back.“ Arnie, wir werden dir in nichts nachstehen!