Für den Bruchteil einer Sekunde huschte ein eiskalter Schauer dem Lohrbär über den Rücken. Seine Nackenhaare stellten sich auf, kalter Schweiß perlte von seiner dichtbehaarten Stirn, die baumstammdicken Oberschenkel begannen zu schlottern. Dann ruckelte er die Skibrille zurecht, klopfte sich auf die breite Brust und setzte zum markerschütternden Jodler an. Ein letzter Blick zurück, dann katapultierte sich der sanfte Riese mit zwei kräftigen Doppelstockschüben Richtung Tal – auf einer 63% steilen Piste. Black Mamba calling.
Während sich der kühne Lohrbär heldenhaft gen Tal flexte, traf einige Kilometer weiter unten, am Fuße des Berges gerade eine Gruppe Bärenfreunde an. Nach stundenlanger Anfahrt im Bus, die auch durch den regelmäßigen Verzehr von probiotischen Sportgetränken nicht kürzer wurde, verzogen sich die müden Recken alsbald in ihre Koje. Umso erstaunlicher mit welch jugendlicher Virilität die Ski Club Truppe am folgenden Morgen beim Frühstücksbuffet beeindruckte. Die eng anliegende Sportkleidung vermochte die zahlreichen Muskelpakete nur unzureichend zu verdecken – das sommerliche Grundlagentraining auf dem Frankfurter Gletscher hatte sich ausgezahlt.
Vereint mit ihrem wagemutigen flauschigen Anführer und aphrodisiert durch die glockenhellen Klänge des Megafons verbreitete der Ski Club auf den Pisten des Kitzsteinhorns beste Stimmung. Gekonnt wurde der samtene Pulverschnee durchpflügt, bis aus mangelnder Sicht die nächste Skihütte aufgesucht werden musste. Von den einheimischen Bergbauern mit reichlich Gerstensaft verpflegt, schwangen die Buam und Madln mit dem Lohrbär das Tanzbein, so dass es noch heute zwischen Zell und Mittersill heißt: „Der beste Tänzer im Land trägt Frankfurter Bärengewand.“
Doch nicht nur die Beine sind geschmeidig und grazil, auch fingerfertig zeigte sich die Truppe: Am Wuzzlertisch wurde getrickst und geschossen wie es österreichische Fußballfans seit Jahrzehnten nicht gesehen haben. Wer unter dem Jubel von mehreren Tausend euphorischen Mount Lohr Anhängern den Piesendorfer Wanderpokal in den Abendhimmel streckte, ist leider nicht überliefert.
Die späten Stunden des Samstags verbrachte die Ski Club Crew nach einem erneut vor Können und Grazie nur so strotzenden Skitag im beschaulichen Kaprun. Von Michel aus de Palz, dem König der glühweinausschenkenden Busfahrer, mit fragwürdiger musikalischer Untermalung ins Après Ski-Mekka chauffiert, ließen es sich die Freunde nicht nehmen einen jungen Mann hochleben zu lassen: Paul W. aus F. wurde nämlich an selbigem Tag in die Riege der Lohrbär-Anbeter aufgenommen und von Zeremonienmeister Robin zum Lohrbär geschlagen. Sein Motto: Nach dem Après-Ski ist Après-Ski. Und dazwischen ist Bier.
Der Lohrbär und seine Truppe blieben nur bis Sonntag. Das Gefühl des Triumphs, die Mamba bezwungen zu haben, bleibt für die Ewigkeit.